Parodontitis zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in der Zahnmedizin. In Deutschland sind etwa zwei Drittel der Menschen im höheren Erwachsenenalter sowie rund 50 % der jüngeren Erwachsenen betroffen. Dennoch bleibt diese Erkrankung oft lange unerkannt, da sie schmerzfrei beginnt und sich schleichend entwickelt. Im folgenden Beitrag erklären wir, was Parodontitis ist, wie sie entsteht und wie sie behandelt werden kann.
Was versteht man unter Parodontitis?
Parodontitis – häufig umgangssprachlich auch als Parodontose bezeichnet – ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparats. Dazu zählen Zahnfleisch, Faserapparat, Wurzelzement und Kieferknochen. Ziel dieses Gewebes ist es, den Zahn im Kiefer zu verankern. Bei einer Parodontitis werden diese Strukturen durch bakterielle Prozesse nach und nach zerstört.
Ursache der Parodontitis sind bestimmte Bakterien in der Mundhöhle. Solange diese durch tägliche Mundhygiene (Zähneputzen, Zahnseide, Interdentalbürsten, Zungenreinigung) entfernt oder zumindest reduziert werden, ist das Risiko gering. Bleiben die Beläge jedoch über einen längeren Zeitraum auf der Zahnoberfläche und am Zahnfleischrand bestehen, kann eine Entzündung entstehen, die zunächst oberflächlich (Gingivitis) beginnt und sich später in tiefere Gewebeschichten ausbreitet – es entsteht eine Parodontitis.
Symptome und Verlauf
- Parodontitis beginnt meist schmerzlos und wird von Betroffenen häufig nicht wahrgenommen. Erste Anzeichen sind:
Zahnfleischbluten beim Zähneputzen
- gerötetes oder geschwollenes Zahnfleisch
- Mundgeruch
- zurückgehendes Zahnfleisch (länger wirkende Zähne)
- lockere Zähne in fortgeschrittenem Stadium
Die Entzündungsreaktion wird durch körpereigene Immunprozesse ausgelöst: Abwehrzellen versuchen die bakteriellen Beläge zu bekämpfen, dabei wird jedoch auch körpereigenes Gewebe – insbesondere Kieferknochen – angegriffen und abgebaut. Die Folge ist eine schrittweise Lockerung der betroffenen Zähne.
Diagnostik in der Zahnarztpraxis
Zur Diagnose wird eine sogenannte Parodontalstatus-Erhebung durchgeführt. Dabei misst der Zahnarzt mit einer speziellen Sonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen. Bei gesunden Verhältnissen beträgt diese Tiefe maximal 1–2 mm. Tiefere Taschen deuten auf einen Rückgang des Knochens hin. Zusätzlich werden Entzündungszeichen wie Blutung, Rötung und Schwellung beurteilt.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Zu Beginn reicht meist eine professionelle Zahnreinigung, um oberflächliche Beläge zu entfernen. In fortgeschrittenen Fällen ist eine gezielte Parodontalbehandlung erforderlich. Diese umfasst:
- gründliche Reinigung der Zahnfleischtaschen (geschlossenes Verfahren)
- ggf. lokale Desinfektion mit antibakteriellen Spüllösungen oder Wirkstoff-Gelen
- in schweren Fällen: zusätzliche Gabe von Antibiotika (systemisch)
- bei sehr tiefen Taschen: Einsatz von Lasertechnologie oder Wirkstoff-Implantaten (z. B. antibakterielle Chips)
Ziel der Behandlung ist es, die bakterielle Belastung zu reduzieren, den Entzündungsprozess zu stoppen und einen weiteren Knochenabbau zu verhindern.
Langfristige Nachsorge
Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die lebenslange Nachsorge erfordert. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und professionelle Zahnreinigungen – in der Regel zwei- bis viermal jährlich – sind unerlässlich, um Rückfälle zu vermeiden. Ebenso wichtig ist eine konsequente häusliche Mundhygiene mit individuell abgestimmten Hilfsmitteln.
Übertragungsweg der Bakterien
Parodontitis-Bakterien werden häufig im Kindesalter durch Eltern oder später durch Partner übertragen. Es handelt sich also um eine übertragbare, bakterielle Infektionserkrankung. Eine gute Mundhygiene schützt jedoch in vielen Fällen vor dem Ausbruch der Erkrankung, selbst wenn die Erreger vorhanden sind.